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06.11.2017
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Heinz Hundeshagen verstorben
Copyright privat Unser Ehrenmitglied Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Heinz Hundeshagen ist am 30. Oktober 2017 in Hannover im Alter von 89 Jahren verstorben. Er hinterlässt eine große Lücke als wissenschaftlicher Visionär und kühner Pionier der Nuklearmedizin. Zugleich war er ein empathischer Arzt, freundlicher Mentor und engagierter Hochschullehrer sowie weitsichtiger hochschul- und berufspolitischer Organisator. Viele kennen seine freundliche und verständnisvolle Art, auch schwierige Gemengelagen in einem allgemeinen Konsens zu lösen.
Am 6. März 1928 in Langensalza in Thüringen geboren, begann Heinz Hundeshagen nach dem Krieg zunächst eine Ausbildung zum Tischler, ehe er 1950 in Marburg das Studium der Theologie, Physik und Medizin aufnahm. Anfang der 60er Jahre arbeitete er als Oberarzt in der Strahlenklinik der Universitätsklinik Marburg bei Professor Emil Heinz Graul. An der Medizinischen Hochschule Hannover baute Heinz Hundeshagen dann ab 1965 eine beispielhafte Nuklearmedizin auf. Diese verfügte schon damals über eine große Station für die Therapie mit offenen Radioisotopen, einen Forschungsreaktor, ein Zyklotron zur Erzeugung kurzlebiger Radioisotope sowie einen Ganzkörperzähler für die Diagnostik inkorporierter Isotope und den Strahlenschutz. Für die Bildgebung standen neben einem Kernspintomographen und Ultraschallgeräten Kamerasysteme für die Emissions-Computertomographie, wie SPECT und PET, bereit. In der Klinik waren zeitweilig mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dienste an den Patienten wie auch in Forschung und Lehre beschäftigt. Die MHH in Hannover war und ist im Fach Nuklearmedizin eine hervorragende Einrichtung zur Weiterbildung und wissenschaftlichen Qualifizierung.
Heinz Hundeshagen war Präsident der 1968 neu gegründeten Deutschen Akademie für Nuklearmedizin, erster Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin 1978, Präsident der Internationalen Gesellschaft für Nuklearmedizin 1970, Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer 1976 und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Röntgengesellschaft 1987. Zahlreiche Ehrungen erinnern an seine Verdienste. Zu einer Auswahl bedeutender Würdigungen zählen: „Hevesy-Gedächtnismedaille“ 1980, „Medaille d’honneur en or“ der Universität Bordeaux 1980, „Niedersachsenpreis für Wissenschaft und Forschung“ 1981, „György-Hevesy-Medaille“ der Ungarischen Gesellschaft für Nuklearmedizin, Ehrendoktorwürde der Universität Bordeaux 1985 und im selben Jahr die erste Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin.
Heinz Hundeshagen war Gründer und langjähriger „Editor-in-Chief“ der Zeitschrift „European Journal of Nuclear Medicine (EJNM)“, Herausgeber des Lehrbuchs Radiologie und des Handbuchs der Medizinischen Radiologie im Springer-Verlag; er war Autor von mehr als 300 wissenschaftlichen Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Journalen. Auf seine Initiative wurde der „Facharzt Nuklearmedizin“ eingeführt und in der Weiterbildungsordnung verankert. Etwa einhundert Ärztinnen und Ärzte wurden unter seiner Anleitung erfolgreich zum Facharzt ausgebildet, ungezählte Promotionen und 15 Habilitationen sind Ausdruck seiner Kompetenz und Dynamik. Fünf Lehrstuhlinhaber zählen zu seinen Schülern.
Sein Organisationstalent und seine Schaffenskraft stellte er auch in den Dienst der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH); so war er über 14 Jahre lang deren Rektor. Auch diesem Engagement verdankten die MHH und Niedersachsen jeweils die modernste und stets aktuelle Ausstattung. Die heutige hohe klinische und wissenschaftliche Reputation der MHH ist nicht zuletzt auf den Überblick und das Gespür von Heinz Hundeshagen für zukunftsträchtige Entwicklungen sowie auf seine gelebten und wirkenden Kontakte zu Politik und Wirtschaft zurückzuführen. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1997 blieb er der MHH eng verbunden und war ein gern gesehener Freund und Ratgeber. Noch im 50-jährigen Jubiläumsjahr der MHH 2015 und bei der Jahrestagung der DGN in Hannover im gleichen Jahr war er präsent - ein gefragter Gast.
Mit seiner Frau Edith war er über 65 Jahre verheiratet, seine Familie mit seinen zwei Töchtern, 5 Enkeln und 6 Urenkeln war ihm sehr wichtig.
Wer Heinz Hundeshagen kennen gelernt hat, wusste seine bescheidene und verlässliche, auch nachdenkliche Art sowie seinen Rat zu schätzen. Die Fachgesellschaft und ihre Mitglieder werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt insbesondere seiner Frau und seiner Familie.
Frank Bengel, Hannover
Wolfgang Burchert, Bad Oeynhausen
Jörg Kotzerke, Dresden
Geerd-J. Meyer, Hannover
Otmar Schober, Münster
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Heinz Hundeshagen „Vom Abenteuer Radioisotopenforschung zum Facharzt für Nuklearmedizin“, Nuklearmedizin, Heft 1/2011 |